Die Türstellung spricht Bände

Vector black door icons setDie Erreichbarkeit der Mitarbeiter und von Führungskräften in Unternehmen ist ein Dauerbrenner. Abgekapselte Chefs oder unzugängliche Kollegen werden Sie in erfolgreichen Unternehmen nicht finden. Denn offene und eindeutige Kommunikation ist ein entscheidendes Kriterium für die Leistungsstärke eines Betriebes. Die Bereitschaft, Offenheit in den Fluren und dem Casino des Unternehmens auszustrahlen, gehört zur Firmenphilosophie und ist abhängig von der Position der jeweiligen Person. Die eigene Persönlichkeit und Arbeitsweise sollte keine Rolle spielen. Daher: Signalisieren Sie Ihre momentane Ansprechbarkeit mit der Stellung Ihrer Tür.

Teams arbeiten Hand in Hand – egal ob im Großraumbüro oder in kleineren Arbeitsräumen. Die Ansprechbarkeit sollte in der Regel gewährleistet sein. Allerdings ständig erreichbar und ansprechbar zu sein, kann die Produktivität maßgeblich schmälern. Aufgaben oder Telefonate, die volle Aufmerksamkeit erfordern, sollten möglichst vom Trubel abgeschottet verrichtet werden können.
Die richtige und angemessene Kommunikation – nonverbal durch Signale oder verbal durch gesprochenes Wort – zwischen Absender und Adressat, bedarf feinster Nuancen und sollte äußerst geschickt gewählt werden. Jeder Mensch hat unsichtbare feine Antennen, die beständig im Einsatz sind. Mit dem Stand der Tür werden erkennbare Signale gesetzt und Botschaften ausgesprochen.

Beim Betreten eines fremden, internen Einzel- oder Zweierbüros sind folgende Regeln zu beachten, egal ob es sich um eine blickdichte oder eine Glastüre handelt:

  1. Eine weit geöffnete Tür zeigt an, dass jeder hereinkommen darf. Klopfen Sie dennoch beim Eintreten an, denn Sie betreten fremdes Terrain.
  2. Halboffene Türen bedeuten: anklopfen, die Tür ganz öffnen und hineingehen, außer die Person führt gerade ein Telefongespräch. Eine kurze Kopfbewegung des Telefonierenden senkrecht oder waagrecht während des Telefonats reicht als Signal aus. Telefonate werden grundsätzlich nicht von Dritten unterbrochen. Dies führt zur Irritationen und stört den Fluss des Gespräches. Personen, die sich unterbrechen lassen, werden als gestresst und unorganisiert wahrgenommen, manchmal sogar als inkompetent.
  3. Bei einer angelehnten Tür sollten Sie einmal anklopfen, die Tür nur einen Spalt öffnen, hineinblicken und abwarten, wie die im Raum sitzende Person reagiert.
  4. Geschlossene Türen bedeuten, dass die entsprechende Person in Ruhe arbeiten möchte. Die Person von außen sollte deutlich dreimal anklopfen und warten bis sie hereingerufen wird. Die im Raum sitzende Person kann dann verbal oder durch Blickkontakt darum bitten, etwas später zu kommen, weil sie gerade etwas konzentriert fertig stellen oder ein Telefonat beenden möchte. Die draußen stehende Person sollte in diesem Fall nicht unaufgefordert eintreten.

Fragen dieser Art sind keine Floskeln – wenden Sie sie gezielt an:

  • Darf ich hinein kommen?
  • Störe ich gerade, ich brauche Sie nur kurz?
  • Darf ich später wieder kommen?
  • Wann haben Sie kurz Zeit? Es geht um XYZ.
  • Es dauert etwas länger, wann darf ich wieder kommen?
  • Haben Sie einen Moment Zeit? Ich brauche nicht lange.
  • Darf ich Sie kurz stören, es ist eilig?
  • Haben Sie eine Minute, ich kann sonst nicht weiterarbeiten?

Wenn Sie zu Gast bei einem Unternehmen sind, werden Sie durch die Räumlichkeiten geführt. Nach welchen Regeln dies geschieht, behandle ich genauer in meinen Seminaren. In der Chefetage bewegt man sich instinktiv bedachter, ja sogar langsamer. Die Vorzimmerdamen der Vorstände und Geschäftsführer nehmen Ihnen Handlungsentscheidungen ab. Folgen Sie einfach deren Anweisungen.

Ein paar Kommentare zu “Die Türstellung spricht Bände

  1. Franziska

    Ich bin auf diesen Beitrag gestoßen, da unsere Chefin der Meinung ist, zu jeder Zeit in unser Zimmer reinplatzen zu können. Und damit meine ich tatsächlich reinplatzen. In einer Lautstärke und mit einer Körperhaltung, welche einfach nur zum Erschrecken ist. Natürlich ohne vorher anzuklopfen. So richtig weiß ich nicht, wie ich ihr klarmachen kann, dass das respektlos und unpassend ist, ohne Ihr auf die Füße zu treten.

    Antworten
    1. Vera Reich

      Hallo liebe Leserin,

      vielen Dank, für Deine wirklich aus dem Berufsleben gegriffenen Anfrage. Sorry, ich erlaube mir einfach, Dich zu duzen.

      Du hast mehrer Möglichkeiten.

      Einmal kannst Du es bei einer Teambesprechung vor versammelter Mannschaft ganz allgemein anbringen und Lösungsvorschläge machen. Ich schulte zum Beispiel mal Unternehmen, die haben auf Wunsch der Geschäftsführer grundsätzlich alle Türen ganz geöffnet und am Türrahmen ein Smiley System installiert. Lachen = ist ansprechbar, neutral = nur wenn es wichtig ist und böse = bitte nicht stören. Dies geht aber nur in einem Bereich in dem kein Parteienverkehr ist.

      Du kannst aber auch ein persönliches Gespräch mit Deiner Chefin führen. Hier empfehle ich die QOBOGE Methode, eine Möglichkeit, zielorientiert und konfliktfrei zu kommunizieren.

      Q = Quelle – nur die betroffene Person, unter vier Augen, ohne Publikum,
      O = Ort – geschützter Raum, nicht in der Öffentlichkeit, günstiger Zeitpunkt, Termin ausmachen, Tage vorher ankündigen
      B = Begegnung – freundlich, mit Namen ansprechen, positiv beginnen und enden, ehrliches Kompliment
      O = Objektivität – neutral, keine moralische Wertung
      G = Gefühle – ich Botschaften, keine Kritik am anderen, nur die eigenen Gefühle, sogar Schwäche zeigen
      E = Enttäuschung – kundtun, vergangene Hoffnung erklären, man benötigt eine sichere Atmosphäre und Raum, konzentriertes arbeiten erwünscht, keine Abschottung …..

      Und Du kannst meinen Blog Beitrag ausdrucken oder den Link versenden und somit diese Idee im Team einbringen. Hier besteht aber nun die Gefahr, dass manche Kollegen den Blog im Netz lesen und Deine Anfrage lesen. Wenn Du das vorhast, lasse es mich vorher wissen, dann verändere ich lieber Deinen Namen.

      Beste Grüße

      Vera Reich

      Antworten
  2. David

    Die Türstellung sagt gar nichts aus und sollte das auch nicht! Haben wir es wirklich nötig mit einer Tür zu kommunizieren und muss ich dauernd darauf aufpassen, in welchem Winkel meine Tür nun steht??
    Für mich ist es extrem unangenehm, wenn Die Tür offen steht oder auch nur angelehnt ist – egal ob es meine oder eine andere am Gang ist. Wenn nun mehrere Personen im Büro sitzen, wer entscheidet dann über den Winkel oder nehmen wir den Durchschnitt?
    Wenn jemand etwas braucht ist es selbstverständlich, dass man klopft, reinkommt und fragt. Natürlich kann man nicht jeder Bitte sofort nachkommen, aber Zeit um zu beurteilen, ob das gerade wichtig ist und zu vereinbaren, wann man reden kann, wird wohl sein. Grundsätzlich ist immer davon auszugehen, dass eine Person im Büro konzentriert arbeiten will – man wird ja auch dafür bezahlt und warum wäre man sonst im Büro. Solange man respektvoll miteinander umgeht, spielt eine Tür keine Rolle.

    Antworten
    1. Vera Reich Autor des Beitrags

      Hallo David,
      es geht in diesem Beitrag nur um die offene Kommunikation.

      In vielen Arbeitsbereichen funktioniert die offene Tür sowieso nicht, zu laut, zu viel Ablenkung oder externe Besucher sollen keinen Einblick bekommen.

      Wenn Du das ein oder andere mal die anderen Kanäle offen lässt und Dir nicht nachgesagt wird, nicht persönlich ansprechbar zu sein, mache Deine Tür ruhig zu.

      Der Trend geht zum Glück wieder zum persönlichen Gespräch, Teamarbeit, flache Hierarchien, spontane Begegnungen.

      Entschuldige, wenn ich Dich Duze, doch wenn ich nur Deinen Vorname weiß, bleibt mir nicht anders übrig.

      Beste Grüße

      Vera Reich

      Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar zu Vera Reich Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert