Das „Hamburger Sie“

Dominanz„Claudia, bringen Sie mir doch bitte mal die Unterlagen.“ – „Petra, sind Sie so nett und machen Sie uns noch einen Kaffee?“ – „Dieter, machen Sie mir bitte schon mal die Tür auf.“

Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie in dieser Form angesprochen werden? Teilnehmer meiner Seminare fragen mich häufig, wie sie mit dem „Hamburger Sie“ umgehen sollen. Dabei ist mir aufgefallen:

  • In Trainings, in denen keine Führungskräfte anwesend waren, entrüsten sich die Mitarbeiter, dass Sie dadurch indirekt in eine Untergebenenrolle gesteckt werden. Diese könnten sie auch nicht mehr abstreifen – außer sie wechseln das Unternehmen.
  • Wenn Mitarbeiter jeden Ranges anwesend sind, wird nicht offen darüber diskutiert. Hier kommen nur Einwände, dass diese Form nicht Fleisch und auch nicht Fisch sei.
  • In Seminaren mit ausschließlich Führungskräften kommt dieses Thema von den Teilnehmern selbst nicht auf. Hier spreche ich den konkreten Umgang mit dem „Hamburger Sie“ an und erziele große Erfolge damit. Viele haben sich vorgenommen, ihre „Untergebenen“ nicht mehr von oben herab zu behandeln.

In gleichrangigen Teams ist diese Form durchaus möglich und wird ganz bewusst zum Beispiel in Supermärkten unter Kollegen eingesetzt. Der Kunde soll das Gefühl haben, er ist nicht mehr geschäftlich, sondern privat unterwegs. Dazu möchte man ihm eine Wohlfühlatmosphäre bieten.

In manchen Regionen Deutschland wirkt diese Anrede ein wenig befremdlich. Zum Beispiel in Bayern – hier dreht man die Sache einfach um: „Huber, hast Du mal einen Schraubenzieher?“ Im seriösen Geschäftsleben hat so etwas freilich nichts zu suchen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert